Das Saisonhighlight mit den Bavarian 24h war in diesem Jahr wieder wie gewohnt Anfang September und es war wieder eine Langstreckenschlacht mit vielen Geschichten. Es sollte trocken bleiben und so war es noch wichtiger einen guten Grundspeed zu finden. Für das Wochenende verstärkte uns als zusätzlicher Fahrer Riad Abdel-Malek aus Berlin, der uns gut bekannt war von seinen zahlreichen bisherigen Einsätzen bei anderen Teams in der GTC und Rennen, die wir mit ihm bestritten haben.
Wir reisten gewohnt früh an, teilweise sogar schon eine Woche vorher am Sonntag. Ab Donnerstag wurde fleißig getestet. Das stellte sich als besonders wichtig heraus, da für Freitag gemischte Bedingungen vorausgesagt waren. So konnten wir die grundsätzlichen Setupentscheidungen schon am Donnerstag treffen. Die Strecke sollte sich allerdings noch stark verändern. Am Freitag gab es den vorhergesagten Regen. Das nutzten wir natürlich trotzdem, auch um einfach ein wenig zu üben und Spaß zu haben. Wie der Großteil des Feldes fuhren auch wir nur mit Slicks, was in Wackersdorf durch die gute Entwässerung ohne Weiteres möglich ist. Leider konnten wir nicht mehr wirklich am Setup arbeiten und auch den Verbrauchstest konnten wir nicht vernünftig durchführen. Am Freitagabend wurde das Kart abschließend vorbereitet und wir gingen mit einem guten Gefühl in den Samstag.
Das Wetter war ausgezeichnet und ein faires Zeittraining konnte gefahren werden. Im Training checkten wir das Kart auf die Grundfunktionen und warteten ansonsten ab, bis das Quali anfangen sollte. Da unser Motor zwar gut ist, aber keine Rakete, war es für uns besonders wichtig einen guten Windschatten zu erwischen. Mit etwas Glück konnten wir uns hinter eine Gruppe setzen und einen sehr guten Windschatten, verbunden mit einer ansonsten auch fehlerfreien und schnellen Runde, nutzen. P9 im ersten Teil des Qualis war das Ergebnis und damit der Einzug in das Top12 Qualifying. Wir waren in der ersten Gruppe und starteten von ganz vorne. Beim zweiten Fahrerwechsel legten wir im Haltebereich eine kleine Pirouette hin und bei der Ausfahrt wurde die Pylone ganz zart gestreichelt. Im Resultat haben wir also fünf Strafsekunden bekommen, was uns im Endeffekt auf P8 für die Startaufstellung brachte. Wieder ein großartiges Ergebnis und gute Voraussetzungen für das Rennen.
Die Startphase verlief ruhig und alle im Feld hatten verstanden, dass es zweimal um die Uhr geht. Wir konnten uns im Vorderfeld festsetzen und uns leicht vom Rest des Feldes absetzen. Nach circa 20 Minuten kam schon das erste Safety-Kart. Also alles wieder auf Anfang. Für unseren Geschmack war es etwas zu warm, weshalb wir den Speed nicht mehr ganz halten konnten, aber das hatte keine großen Auswirkungen. Beim ersten Wechsel konnten wir eine freie Waage erwischen und fanden uns nach den ersten Boxenstopps auf P9 wieder. Da wir unseren Benzinverbrauch nicht genau kannten wollten wir beim ersten Tankstopp kein Risiko eingehen und brachten das Kart etwas früher rein. Taktisch war das nicht ganz ideal, aber diesen Kompromiss mussten wir eingehen. In den ersten 7 Stunden gab es keine besonderen Vorkommnisse auf der Strecke. Abgesehen von den üblichen Dramen eines Langstreckenrennens gab es keine Unterbrechungen durch Safety-Kart Phasen, Stromausfälle oder Regenschauer. Als die Dunkelheit kam, kam auch der Defektteufel. Mehr und mehr Teams mussten zu Reparaturstopps oder von der Strecke geholt werden. Wir fuhren völlig unbehelligt davon unseren Stiefel weiter runter.
Die Temperatur fiel merklich und so änderte sich auch die Strategie an der Boxenmauer. Ungenaue Messergebnisse an der offiziellen Waage machten die Sache nicht einfacher. So änderten wir für die Nacht unseren Tankrhythmus. Aber die Situation war für alle Teams gleich. Wie geplant absolvierten wir unsere 190 kg Turns in der Nacht. Teilweise konnten wir mit die schnellsten Zeiten im Feld fahren. Da wir auch mitten in der Nacht nach knapp der Hälfte des Rennens in den Top10 des Gesamtklassements und in den Top3 der Trophy waren mussten wir weiter Gas geben um das Ergebnis zu halten. Eigentlich die ganze Nacht hindurch haben wir uns ein Duell mit der #10 Talentfrei Racing geliefert. Um circa 05:30 Uhr morgens machten wir einen Fehler, als während unseres Boxenstopps das Safety-Kart ausrückte und wir bei der Fahrt zurück auf die Strecke nicht darauf achteten. Auch wenn sich das Feld praktisch noch in Renngeschwindigkeit bewegte gilt natürlich die Regel, dass man nicht ins Pace-Kart Feld fahren darf. Fehler gemacht und eine Zeitstrafe kassiert. Dadurch machten wir unseren kleinen Vorsprung, den wir uns auf die #10 erarbeitet hatten, wieder zunichte. Bis zum Beginn der 6 Stunden Sonderwertung blieben wir sehr nah beieinander und schenkten uns nichts. Auf P7 liegend fuhren wir kurz vor Beginn der 6 Stunden Wertung an die Box. Zeitgleich kam das Safety-Kart raus, was zu leicht chaotischen Zuständen an der Waage führte. Leider schafften wir es nicht wieder vor dem Feld auf die Strecke. Damit handelten wir uns schon zu Beginn der Sonderwertung einen großen Rückstand ein, da wir das Safety-Kart auch nicht zurückrunden durften. Die #10 hat hier einen besseren Job gemacht und so waren sie prompt 1,5 Runden vor uns.
Jedoch hatten wir unterschiedliche Tankrhythmen und jede Safety-Kart Phase konnte das Blatt wieder wenden. Trotz der nur noch wenigen Stunden, die noch zu fahren waren, änderten wir unsere taktische Linie nicht und riskierten auch weiterhin nicht durch eine zu rabiate Fahrweise einen Schaden am Kart oder gar Ausfall. Wir blieben konservativ und hofften auch auf etwas Glück. Eineinhalb Stunden vor Rennende war die Ausgangslage eigentlich ziemlich klar. Die #50 der Hausexperten fuhren ein grandioses Rennen und mischten mit um den Gesamtsieg. Wir kämpften auch weiterhin mit der #10 um den zweiten Platz in der Trophy. Die Konkurrenten hinter uns waren schon weit entfernt und realistischerweise keine Gefahr mehr. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die #50 wurde langsamer und kam rein. Das Kart hatte einen Rahmenbruch und musste geschweißt werden. Auf einmal wurde der Kampf um P2 zum Kampf um P1. Die #10 musste nochmal Tanken. Nach den Berechnungen sollten sie nach dem letzten Boxenstopp einen 20 Sekunden Vorsprung auf uns haben. Also alles noch drin. Die #10 biegte in die Box ein, bremste vor der Haltelinie und drehte sich dabei. Einschlag in die Boxenmauer, Strafe und Reparatur. Innerhalb von 15 Minuten wurden wir also völlig unerwartet zum Führenden der Trophy Wertung. Plötzlich tauchte aber auch die #50 wieder auf. Durch ihren vormals großen Vorsprung hatten sie jetzt nur einen kleinen Abstand auf uns und jagten uns. Allerdings brauchten sie noch einen Boxenstopp. Die letzte Stunde fuhren wir also völlig defensiv und ohne jegliches Risiko das Rennen zu Ende. Das Endresultat nach 24 Stunden liest sich hervorragend. P1 in der Trophy vor den Hausexperten und Talentfrei Racing und P7 im Gesamtklassement. In der Gesamtwertung gewinnt die #34 MSC Oberflockenbach mit einer starken Aufholjagd in der Nacht nach einem Defekt. Im BEBA Cup gewinnen die Schnitzelalm Mädels mit einer überragenden Leistung und P4 im Gesamtklassement.
Am Ende hat sich unsere Taktik ausgezahlt defensiv und konservativ das Rennen zu bestreiten und keine Risiken einzugehen. Sowohl an der Boxenmauer als auch auf der Strecke. Am Ende kam dann natürlich auch eine Portion Glück dazu, aber das gehört zum Rennsport ebenso dazu. Mit diesem Ergebnis können wir unsere Führung in der Trophy Wertung ausbauen und fahren mit einem Polster von 26 Punkten auf die #50 Hausexperten.de und 53 Punkte auf die #10 Talentfrei Racing zum letzten Lauf der Saison nach Liedolsheim. Der Vorsprung ist zwar beruhigend, jedoch auch trügerisch. Durch ein verpatztes Rennen können wir die Meisterschaft noch verlieren. Es gilt also weiterhin die Konzentration hochzuhalten!