Der Kartverein Kollektiv Seidel Racing e.V. aus Illerrieden berichtet von den Zielen, den Vorbereitungen und der tatsächlich eingetreten Realität. Nach 4 Jahren in Deutschlands größter outdoor Kartlangstreckenserie GTC und dem letztjährigen Aufstieg in die TOP Klasse ging der Verein KSR hochmotiviert in die neue Saison. Erstmals traten 2 Rennteams an: das GTC Team #89 und ein Juniorteam #189. Die Boxencrew wurde massiv erweitert und Investitionen in Ausrüstung, Ersatzteile und Motoren getätigt. Die 7 Renntermine standen fest, beginnend mit den Testtagen im März in Oppenrod. Drei neue ambitionierte Fahrer wurden Teil der KSR Crew: Jara Maria Rieke, 18 Jahre aus Gummersbach, mit Erfahrungen und Erfolgen in der GTC und ersten Runden im BMW M240i in Spanien, startete für das Juniorteam #189. Ihr Teamkollege David Karl (13) vom Motorsportclub Olching ist amtierender Deutscher Meister im Kartslalom und geht den nächsten Schritt im Kartsport. Im Stammteam der#89 etablierte sich Raphael Bangert aus Mörlenbach/Odenwald. Auch er startet bereits seit mehreren Jahren in der GTC und ist mit seinem letztjährigen Team amtierender BEBA Cup Meister. Ende Februar war alles fertig, Transporter und Wohnwagen bereit und die Vorfreude groß – doch dann: die Welt stand still, Rennsport trat zunächst in den Hintergrund, keiner wusste was auf uns alle zukommt.
Die ersten drei Veranstaltungen bis Ende Juni wurden abgesagt. Nach beginnenden Lockerungen traf sich die Mannschaft im Juli auf der Outdoor- Kartbahn in Liedolsheim bei Karlsruhe zum Training. Die Abstände zwischen den Boxen betrug mindestens 6 m, in der gesamten Boxengasse herrschte Maskenpflicht und die Crewmitglieder hielten sich an alle Regeln, denn man war einfach nur dankbar, wieder fahren zu dürfen. Das erste GTC Rennen stand vor der Tür, geplant im hessischen Wittgenborn. Doch genau am Rennwochenende änderten sich die Coronaregeln und der Veranstalter verlegte das Rennen kurzfristig nach Sachsen-Anhalt. Mit strengen Auflagen und unter Aufsicht des örtlichen Gesundheitsamtes durfte die gewachsene KSR Mannschaft endlich wieder angreifen. Die Veranstalter und auch die Teilnehmer achteten mit großer Sorgfalt auf die neuen Regeln: Maskenpflicht in der gesamten Boxengasse, nur 2 Crewmitglieder pro Mannschaft am Kommandostand, keine Anzeigenbildschirme – um Menschenansammlungen zu vermeiden-, nur einzelner Eintritt in den Sanitärbereich, maximal 250 Teilnehmer für die gesamte Veranstaltung, keine Besucher und Zuschauer. Insbesondere die limitierte Personenzahl (8 pro Team) stellte manche Mannschaften vor besondere Herausforderungen: 4 Fahrer, 1 Teamchef, 1 Mechaniker, 2 Boxenhelfer war das Maximum. Viele Teams waren größer aufgestellt und mussten Kompromisse eingehen. Alle hielten sich jedoch daran und so konnten wir ein erstes erfolgreiches Rennwochenende absolvieren: P 5 in der Top Klasse für die #89 und einen hervorragenden P 2 der # 189 bei den Junioren. Da alle Kartserien in Europa in den ersten Monaten nicht starten konnten, konzentrierten sich die Termine auf das dritte Quartal. Hier musste das Saisonhighlight der GTC – das 24 h Rennen in Wackersdorf – ausfallen, um dort die Kart-Europameisterschaft der FIA durchführen zu können. Der GTC Veranstalter versuchte dennoch, die drei ausstehenden Rennen zu ermöglichen. Dies klappte Mitte September in Wittgenborn, bei dem die #89 wieder Ausrufezeichen setzte und mit P 4 das Rennen beendete. Das Juniorteam schlug sich beachtlich und verteidigten den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Auch hier galten strenge Coronaregeln, die von allen 30 GTC Teams eingehalten worden. Das Gesundheitsamt kontrollierte mit einem unangekündigten Besuch die Veranstaltung und attestierte: vorbildlich. Zwei Wochen später stand das nächste Rennen im Kalender. Im hessischen Oppenrod spürten man die wieder strenger werdenden Richtlinien. Die Duschen wurden geschlossen und es stand nur ein Außenwaschplatz zur Verfügung. Jeder arrangierte sich damit und war glücklich, überhaupt starten zu können. Felix Seidel beeindruckte das Feld mit einer unglaublich starken Leistung, sammelte Führungskilometer und fuhr mit minimalstem Abstand die zweit schnellste Runde des Rennens. Die starke Perfomance bestätigte die diesjährige Klasse von KSR unter den Topteams.
Die letzte geplanten Veranstaltung am dritten Oktoberwochenende wurde 10 Tage vorher genehmigt. Die Karts, das gesamte Equipment waren eingepackt und einzelne Crewmitglieder schon auf dem Weg zu Rennstrecke, als drei Tage vor Start die Veranstaltung kurzfristig abgesagt wurde. Die Enttäuschung war natürlich groß, aber angesichts der steigenden Infektionszahlen war dies absolut nachvollziehbar.
Am Ende dieses außergewöhnlichen Jahres im GTC Kalender herrscht zunächst Dankbarkeit für den großen Einsatz des Veranstalters unter Leitung des ehemaligen Rennfahrers Frank Jelinski. Nur mit großem Engagement wurde diese besondere Saison überhaupt ermöglicht. Der Verein Kollektiv Seidel Racing e.V. hat versucht das Beste aus den Vorgaben zu machen und trotz aller Schwierigkeiten den Zusammenhalt der Mitglieder zu stärken. Alle Teammitglieder sind gesund geblieben und sehen hoffnungsvoll der Saison 2021 entgegen.