Du warst viele Jahren erfolgreich aktiv im Kartslalom beim MSG Sonthofen und hast dich dann für den Kartlangstreckensport entschieden. Warum?
Leider ist es so, dass beim Jugend-Kartslalom mit 18 Jahren mehr oder weniger Schluss ist. Alternativen im Slalom hatte ich nicht viele – Superkartslalom war zu der Zeit noch nicht sehr gut ausgebaut und Autoslalom-Vereine gab es in der Umgebung auch keine. Dadurch bin ich dann auf die Rundstrecke und speziell auf den Langstreckensport bei der GTC gekommen, der für mich die mit Abstand beste Gelegenheit war, in Rundstreckenrennen einzusteigen. Und man muss dazu sagen, welcher Kartslalom-Fahrer träumt denn nicht davon, später mal auf der Rundstrecke zu fahren?
Im Sommer 2017 kam es zum ersten Kontakt mit KSR und deinem Einsatz im Juniorteam beim 24 h Rennen in Wackersdorf im Kart der #189. Wie hast du diese erste Erfahrung in Erinnerung?
Nass! Das ist wohl das erste was in Erinnerung kommt . Aber abgesehen davon war es ein super Wochenende! Es war das erste Mal für mich auf der Rundstrecke (mit Ausnahme von Hallen-Leihkart) und die Strecke sowie die Geschwindigkeit der Karts war natürlich erstmal überwältigend. Es hat sehr, sehr viel Spaß gemacht. Zudem haben wir natürlich tolle erste Einblicke in die Serie und den Ablauf generell bekommen und auch sehr viel gelernt.
Was ist der größte fahrerische Unterschied zwischen Kartslalom und Kartlangstrecke?
Ich würde sagen, der größte Unterschied ist die Psyche und Mentalität, welche man bei der Langstrecke braucht, um einen guten, konstanten Stint hinzulegen. Es macht einen großen Unterschied, ob man drei Runden mit jeweils 30 Sekunden Laufzeit fährt oder eine ganze Stunde am Stück. Der ganze Stint muss sitzen, man muss immer an der Grenze fahren und das, ohne jegliche Fehler auf der Strecke zu machen, mit bestenfalls nur ein bis zwei Zehntel Rundenzeitabweichungen über die ganze Distanz.
Was gefällt dir besonders an der Rennserie German Team Championship?
Ich finde der Zusammenhalt und das Miteinander in der GTC ist für Rundstrecken-Serien einzigartig und sollte in Zukunft auch genauso bleiben.
Das Kollektiv Seidel Racing e.V. konnte dich im Jahr 2019 an das GTC Team #55 OSM empfehlen. Dort bist du seitdem Stammfahrer. Welche neuen Erfahrungen hast du gewinnen können?
Nicht nur fahrerisch habe ich sehr viel gelernt, sondern auch was Abläufe in der Box, Rennstrategie oder Kart-Setup angeht, konnte ich sehr viel mitnehmen. OSM ist ein super Team mit einem tollen Team-Spirit und exzellentem Teamchef.
Pandemiebedingt setzte das Team OSM um Tim Opitz in diesem Jahr aus und KSR konnte dich als Stammfahrer für die Saison 2021 in der Fahrercrew gewinnen. Kannst du beschreiben, welche Erfahrungen du gesammelt hast, was neu für dich war in unserem Team und was du aus dieser Zusammenarbeit mitnehmen kannst.
Ich kannte euch als Team natürlich schon aus 2017 und aus den Jahren bei OSM, also wusste ich worauf ich mich einlasse und dass die Saison mit euch gut laufen wird. So wirklich neu für mich war eigentlich nur die genaue Koordination aller Teammitglieder und die Planung des Wochenendes, dass auch alles glatt läuft – das gab es bei OSM in dieser Form nicht. Mitnehmen konnte ich viel, zum einen was das Fahrerische und zum anderen was die Boxenarbeit angeht. Alles in allem war es ein super Jahr für mich!
Hat sich dein Verständnis zu Technik, Strategie und Fahrverhalten verändert?
In Sachen Fahrverhalten habe ich das meiste im Gebiet Streckenverständnis dazulernen können. Ich bin ja immer noch recht neu in der GTC, im Vergleich zu so manch anderem. Auf vielen Strecken war ich erst wenige Male und habe noch viel zu verbessern. Dabei habe ich mich meiner Meinung nach dieses Jahr am meisten weiterentwickelt, auch mit der Hilfe der anderen Fahrer von KSR bei den Track-Walks. Darüber hinaus konnte ich auch was das passend Setup finden angeht, viel lernen.
Wir haben dich kennengelernt als sehr aufmerksamen, ehrgeizigen, selbstkritischen und begeisterten Kartfahrer. Welche Erwartungen hast du an dich in der neuen Saison 2022 – diesmal wieder als fester Fahrer für die #55?
Ich möchte so weiter machen wie bisher. Viel lernen, immer besser werden und natürlich: Immer noch genauso viel Spaß am Fahren haben!
Du absolvierst gerade dein Studium. Ist es ein Problem für dich, die Teilnahme an allen Rennen der GTC möglich zu machen?
Mein Studium findet glücklicherweise größtenteils online statt und ermöglicht es mir, gut an der GTC teilzunehmen. Ich habe zwar in den meisten Fächern wöchentliche Abgaben (Frist ist natürlich am Sonntag um Mitternacht, wie könnte es auch anders sein… ) und dadurch recht viel Arbeit, jedoch denke ich kann man alles schaffen mit der nötigen Motivation – natürlich für das Studium aber auch für die GTC – da muss dann mal die eine oder andere Nachtschicht geschoben werden. Problemtisch wird es für mich nur, wenn die Prüfungen, die in Präsenz abgehalten werden, auf ein GTC Wochenende fallen, da diese am Freitag und Samstag geschrieben werden. Das ging jedoch bis jetzt immer gut.
Wie stehen deine Familie und Freunde zu deinem Hobby?
Meine Familie unterstützt mich zum Glück zu 100% - ohne sie wäre es für mich auch gar nicht möglich mitzufahren. Meine Freundin hat auch vollstes Verständnis (sie fährt selber auch Kart) und unterstützt mich wo sie kann. Leider ist es für sie mit dem Studium nur schwer bei den Rennen mit dabei zu sein.
Welche Ziele hast du in der GTC, was möchtest du noch lernen und erreichen?
So wirklich konkrete Ziele für die GTC habe ich nicht. Natürlich will ich immer besser werden, das sollte aber meiner Meinung nach, das Ziel eines jeden Rennfahrers sein. Ich fahre die GTC nur als Hobby und nicht, um als Rennfahrer aufzusteigen und Karriere zu machen oder ähnliches. Das Wichtigste für mich ist immer Spaß an der Sache zu haben!
Danke für deine Zeit!
Wir wünschen dir eine erfolgreiche GTC Saison 2022 mit deinem Team OSM #55 und freuen uns, dich auf der Rennstrecke wiederzusehen!
Martin Visser hat als angehender IT-Spezialist für das Kollektiv Seidel Racing ein Programm geschrieben, welches unseren Strategen während des Rennens wertvolle Hilfe bietet. Dafür ein herzliches Dankeschön von der gesamten KSR Crew!