Das letzte Rennen vor der kurzen Sommerpause fand in diesem Jahr an ungewohnter Stelle auf dem Vogelsbergring bei Wittgenborn statt. Anders als sonst im Oktober konnte man nunmehr höhere Temperaturen erwarten und so waren alle Teams gespannt, was der Ring für sie zu bieten hatte. Da die #20 KSF Bosch aufgrund ihrer überragenden Ergebnisse in die GTC Klasse hochgestuft wurde, um um den Gesamtsieg mitkämpfen zu können, kamen wir überraschend als quasi Tabellenführer der Trophy Klasse nach Wittgenborn. Wie richtig oder falsch diese Entscheidung ist wollen wir nicht bewerten, da es in diesem Fall eine wirklich schwierige Entscheidung war und es sich die Veranstalter auch sicher nicht leicht gemacht haben. Die Veranstaltung wurde als Super-Race-Weekend durchgeführt und bestand aus einem 3h Rennen am Samstagmorgen, gefolgt von einem 6h Rennen am Nachmittag und einem weiteren 3h Rennen am Sonntagmorgen mit 190 kg Mindestgewicht.
Für dieses Wochenende ergab sich für uns die Schwierigkeit, dass unser Chefmechaniker und nomineller Startfahrer aufgrund seiner Gesellenprüfung erst ab Samstagnachmittag an der Strecke sein konnte und so musste der Rest des Teams diese Lücke so gut es geht schließen. Wir reisten am Donnerstagabend an und erlebten die Strecke bei Wittgenborn so, wie selten davor. Es war glühend heiß. Und das änderte sich auch nicht für das Training am Freitag. Die Strecke in Wittgenborn gilt an sich schon als körperlich anspruchsvoller als andere Strecken. Die Hitze machte es aber brutal. So teilte die Orga den Teams beim Teammanger Briefing mit, dass sich die maximale Fahrzeit auf 45 Minuten reduziert hatte, um keine kollabierenden Fahrer zu riskieren. Mit dieser Änderung fielen auch die Regelung der Fahrerwechsel weg. Das führte zwangsläufig zu neuen Rennstrategien. Die Setuparbeiten gestalteten sich durch die Hitze als sehr schwierig. Das Kart wurde praktisch komplett auf links gedreht, ohne aber ein ausbalanciertes Kart zu bekommen. Die Adaption am Abend auf das Einsatzkart sorgte für entsetzen, da dieses Kart noch mehr rumzickte. Fast schon aus Verzweiflung versuchten wir eine letzte Setupänderung. Und siehe da, das Kart war wenigstens ausbalanciert und rutschte gleichmäßig. Also gingen wir mit einem zwar mulmigen aber doch halbwegs zufriedenem Gefühl in die letzten Rennvorbereitungen.
Beim obligatorischen freien Training am Samstagmorgen wurden erfolgreich die nötigen Funktionschecks durchgeführt. Das Kart fühlte sich gut an und bereit für das Qualifying. Hier zeigte sich ein ungeheurer Speed der GTC Spitze. Da können wir schlicht nicht mithalten. Leider kamen wir erst spät auf Speed was zu P19 in der Startaufstellung führte. Jedoch war das Ergebnis trotzdem zufriedenstellend, da wir bei den letzten drei Qualifyings in Wittgenborn mit den Plätzen 31, 36 und 37 katastrophale Ergebnisse erzielten. Die Startphase für das erste drei Stunden Rennen verlief eigentlich gut, wir konnten uns nach vorne arbeiten. Jedoch bemerkten wir nach ein paar Minuten Rauchentwicklung hinten rechts. Schnell war klar, dass irgendwas mit dem Vergaser nicht stimmte. Also bereiteten wir schon einen Ersatzvergaser in der Box vor. Nach circa 20 Minuten kam dann aber das Safety-Kart. Wir standen und mussten mit dem Kartwagen von der Strecke geholt werden. Der Fahrer bestätigte auch schnell am Funk, dass der Vergaser das Problem sei. Damit war das erste 3h Rennen auch schon gelaufen. Wir tauschten den Vergaser und entdeckten dabei, dass der Benzinschlauch zum Vergaser hin undicht war. Das hatte zur Folge, dass wir innerhalb von 20 Minuten den kompletten Tank restlos leerten und mit leerem Tank auf der Strecke strandeten. Also konzentrierten wir uns auch gleich auf das kurz darauffolgende 6h Rennen. Hier wurde nach den aktuellen Klassenwertungen gestartet. Wir starteten als von P12.
Dieses Mal überstanden wir die ersten 20 Minuten mit normalem Benzinverbrauch und konnten uns vorne in gewohntem Umfeld festsetzen. Das Kart lief gut, wenn auch der Speed der absoluten Spitze zu keiner Zeit in Reichweite war. Wir spulten unser Programm herunter und waren in engen Kampf um die Trophyspitze. Wir konnten viele SK Phasen ausnutzen und es lief größtenteils reibungslos. Am Ende der zweiten Rennstunde gab es den ersten kleinen Regenschauer. Auf dem Vogelsbergring ist das besonders problematisch, da hier mit Slicks ein sehr schneller Gripverlust einhergeht. Wir waren unverschuldet in eine kleine Kollision verwickelt, aus welcher wir aber ohne Schaden gingen. Durch die hohen Asphalttemperaturen verflüchtigte sich das Wasser aber auch schnell wieder. Jedoch war es damit nicht getan. Der nächste Schauer kam und dieser war ungleich heftiger. Die Strategieabteilung entschied sich draußen zu bleiben, da man auf eine Rennunterbrechung aufgrund des bevorstehenden Gewitters hoffte. Unser Fahrer hatte sich jedoch dafür entschieden an die Box zu fahren, da der Motor schon Aussetzer hatte und die Gefahr bestand auf der Strecke auszurollen. Also entschieden wir uns kurzftistig auf Regenreifen zu wechseln. Gerade, als wir dabei waren zu wechseln wurde das Rennen unterbrochen. Damit begann eine 80 Minuten lange Unterbrechung. In dieser Zeit hörte es auf zu regnen. Da die Strecke rasch abtrocknete und bei einem Restart für gewöhnlich ein paar Runden hinter dem Safety-Kart hinterhergefahren wird entschieden wir uns für das Zurückwechseln auf die Slicks. Zu unserer Überraschung war das auf der Start-/Ziel Geraden versammelte Feld noch gar nicht losgefahren, als wir bereits fertig gewechselt hatten. Hier hat es wohl einen Fehler der Rennleitung gegeben, was einige Teams empfindlich benachteiligte. Wir wollen keinen Hehl daraus machen, dass wir dadurch eine Runde weniger verloren haben, als wir bei gewohntem Prozedere verloren hätten. Die Strecke trocknete erwartungsgemäß schnell ab und nach circa 20 Minuten waren die Slicks die schnellere Wahl. Wie schon 2016 bei ähnlichen Verhältnissen gab es aber genau zu diesem Zeitpunkt eine SK Phase, sodass die regenbereiften Teams zurückwechseln konnten. Die letzten Stints wurden mit sehr wenig taktischem Spielraum kalkuliert. Das Risiko zahlte sich aus und wir fanden uns Boxenstopp bereinigt im letzten Stint auf P6 in der Gesamtwertung und P1 in der Trophy wieder. Leider konnten wir die Position in den letzten Minuten nicht halten und fielen in der Gesamtwertung noch auf P8 zurück. Aber das war nur eine Randnotiz. Mit dem 6h Rennen haben wir den ersten Trophysieg der Saison in der Tasche. Die Karts waren für die Nacht im Parc Ferme untergebracht und so musste man sich entspannt zurücklehnen und konnte nicht schrauben.
Am Sonntagmorgen gab es nur ein kurzes Zeitfenster zum Schrauben und Tanken und so beschränkten wir uns auf kleine Kontrollarbeiten. Es gab einige kleine Reparaturen zu erledigen, vor allem mit Kabelbinder und Tape, aber im Großen sah das Kart noch gut und fahrbar aus. Das abschließende 3h Rennen musste mit einem Mindestgewicht von 190 kg gefahren werden. Schon in der Startphase konnten wir uns von P19 schnell nach vorne auf P11 arbeiten. Die Fahrerwechsel funktionierten ohne Probleme und auch der einzige Tankstopp verlief ohne Wartezeit. Das Kart lief besonders am Ende des Rennens sehr gut, weshalb wir uns noch bis auf P7 in der Gesamtwertung schieben konnten. Das bedeutete zugleich P2 in der Trophy in diesem Rennen.
Nach Addition aller drei Ergebnisse erreichten wir in der Trophy P2. Nicht zu schlagen waren an diesem Wochenende die Wittgenborn Experten der #50 Haussexperten.de III. In der Gesamtwertung konnten die Lokalmatadore der #22 Honda Spirit auftrumpfen und mit dem Sieg die Tabellenführung übernehmen. Nach vier von sechs Rennen fahren wir folglich als Tabellenführer der Trophy zum Saisonhighlight der Bavarian 24h. Jedoch sind die Abstände so knapp, dass in keiner der Wertungen schon irgendetwas entschieden ist. Wir werden uns bestmöglich für das Rennen in Wackersdorf vorbereiten und freuen uns auf das Saisonhighlight!